Großer Andrang auf dem Infomarkt zum Arnstädter Güterterminal

Pressespiegel

Noch ist das Tor, das zum Infozelt an Arnstädter Güterbahnhof führt, verschlossen. Davor diskutiert am Samstagmittag aber bereits eine Menschenmenge. Die meisten sind Anwohner, die entlang des Rehestädter Wegs, in der Sodenstraße und am Alten Gericht Häuser gebaut oder Wohnungen gemietet haben. Auch Kleingärtner haben sich unter die Gruppe gemischt.

„Uns allen war klar, dass der Arnstädter Güterbahnhof jederzeit wieder in vollen Betrieb gehen könnte“, sagt Robert Klimpel, der Mitbegründer der Initiative „Bürger für Arnstadt“. Doch von den Entwicklungen der letzten Tage fühlen sich die Anwohner schlichtweg überrollt.

Anlieger können ihre Bedenken noch vorbringen
Denn der Stadtratsbeschluss, dass Bürgermeister Frank Spilling (pl) eine Rahmenvereinbarung mit Land, Deutscher Bahn und Landesentwicklungsgesellschaft unterzeichnen darf und die kurz darauf pressewirksam erfolgte Unterschrift im Rathaus hinterlässt bei ihnen den Eindruck, dass beim Ausbau des Güterbahnhofs zum modernen Güterterminal die Bürger übergangen wurden und dass ihre Bedenken ignoriert werden. Denn obwohl der Stadtrat schon vor Monaten zu diesem Thema nichtöffentlich tagte, gab es seitdem keine Informationen für die Anwohner.

„Wir haben erst durch die Stadtratssitzung erfahren, was da auf uns zukommt“, sagt Falk Urban. Er hat erst vor wenigen Jahren ein Haus am Alten Gericht gekauft, fürchtet nun, dass der Wert seines Grundstücks deutlich sinkt.

Gedanken, die sich auch die anderen Anwohner machen. Denn vom Güterterminal sollen täglich bis zu 130 Lastwagen ins Industriegebiet pendeln – zum Batteriehersteller CATL, aber auch zu anderen Betrieben. Hinwärts soll es durch den Rehestädter Weg gehen, rückwärts über die ohnehin chronisch verstopfte Ichtershäuser Straße.

„Ich kann nicht nachvollziehen, was die sich dabei denken. Abgesehen vom Verkehrsaufkommen, holen sie auch das Gefahrenpotenzial aus dem Industriegebiet mitten in die Stadt“, so eine aufgebrachte Anwohnerin. Andere sind schockiert davon, dass sie künftig von ihrem Balkon aus auf eine sieben Meter hohe Lärmschutzwand schauen werden. „Ob wir nachts wohl ein Auge zubekommen? Wenn es dauernd rumpelt und alles hell erleuchtet ist?“, fragen sich Mieter, die erst vor kurzem in die Neubauten am Rehestädter Weg eingezogen sind.

„All das sind Fragen, die die Menschen umtreiben“, sagt Michael Baufeld von DB Cargo wenige Minuten später, als sich die Türen zum Infomarkt öffnen.

Geplanter Baustart ist im Jahr 2023
Er und seine Kollegen, aber auch Vertreter der Stadt, der Landesentwicklungsgesellschaft und der Initiative Erfurter Kreuz sind vor Ort, um Pläne vorzustellen, Bedenken aufzunehmen, zu erklären, Gemüter zu beruhigen. Schnell wird deutlich: In trockenen Tüchern ist in Sachen Baupläne noch nichts. Ende dieses Jahres sollen die Unterlagen für ein so genanntes Planfeststellungsverfahren beim Eisenbahn-Bundesamt eingereicht werden. Einspruchsmöglichkeiten gibt es, wenn die Unterlagen in Arnstadt ausgelegt und im Internet veröffentlicht werden. Eine Möglichkeit, die die Bürgerinitiative nutzen wird.

„Uns ist klar, dass wir den Bau des Terminals nicht verhindern können. Aber wenn er kommt, sollen die Belastungen für die Anwohner so gering wir möglich sein“, betont Falk Urban. Rund ein Jahr wird es dauern, bis der Planfeststellungsbeschluss gefasst wird. Er ist zugleich die Baugenehmigung. 2023 wird dann gebaut, damit der Terminal Anfang 2024 in Betrieb gehen kann.

Errichtet wird unter anderem eine Kranbrücke, mit der Container von den Zügen auf Lkws verladen werden. Die Kräne laufen auf Gummireifen, neue Technik sorgt dafür, dass es beim Absetzen der Container nicht metallisch klirrt. Ein paar hundert Meter hin wird eine Halle errichtet, in der Stückgut auf Waggons verladen wird.
Entlang des Rehestädter Wegs steht die mindestens sieben Meter hohe Schallschutzwand, die beidseitig absorbierend ist. Soll heißen: Sie soll nicht nur den Rehestädter Weg vor Lärm schützen, sondern auch die Innenstadt.

In Sachen Verkehrsführung sei noch längst nicht das letzte Wort gesprochen, auch da nehme man die Anwohnersorgen sehr ernst, hieß es. Diskutiert wird auf dem Infomarkt sachlich. Doch bei Anwohnern bleiben Bauchschmerzen. Sie tragen nun ihre Argumente zusammen, die sich im Rahmen der Planfeststellung berücksichtigt wissen wollen.

(Quelle: TA, Britt Mandler)