Von Malerarbeiten bis Landratsamt: Jugendliche erhalten praxisnahe Orientierung zu verschiedenen Berufen

Pressespiegel

Arnstadt Es ist eine feste Größe im November und ein Alleinstellungsmerkmal in Thüringen: ein Tag im Unternehmen. Dieser wird seit Jahren durch den Steuerkreis 1 des regionalen Netzwerkes Schule-Wirtschaft Ilm-Kreis organisiert.

Ziel des jährlichen Praxisbausteines ist die Vorstellung von Ausbildungsberufen oder akademischen Berufsfeldern. Die Jugendlichen der neunten Klassen der Regelschulen, Gemeinschaftsschulen und Gymnasien im Ilm-Kreis sollen dabei spezifisches Wissen über die Berufsbilder, deren Anforderungen und den Strukturwandel erlangen. Sie sollen zielgerichtet nach berufsbezogenen Informationen suchen und die Schwerpunkte der Ausbildungen erkunden.

Berufs- und Arbeitsalltag aktiv kennenlernen
„Wir machen das schon seit Jahrzehnten“, sagt Franz-Josef Willems, Vorsitzender der Initiative Erfurter Kreuz. Der Tag sei wichtig und biete die Möglichkeit, die vielfältigen Ausbildungsberufe vorzustellen. „Wichtig ist dabei auch, dass die Jugendlichen lernen und erkennen, was sie nicht möchten.“ Denn im Rahmen des Aktionstags können die Schülerinnen und Schüler sich für ein bis zwei Unternehmen entscheiden und bekommen vor Ort das jeweilige Berufsbild im Alltag gezeigt. Sodass die Heranwachsenden am Ende des Tages eine Vorstellung haben, wie der Berufs- und Ausbildungsalltag aussieht und ob sie das möchten. „Der Tag im Unternehmen ist prägend und ergänzt das vielseitige Informationsmaterial“, betont Willems und sagt lächelnd: „Nicht nur wir Ingenieure schauen mit den Händen.“

Thomas Umbreit, Schulleiter der Ichtershäuser Hey-Regelschule, gehört zu den Mitorganisatoren und lobt den reibungslosen Ablauf am Dienstag. Die Jugendlichen seien interessiert und hätten sich selbstständig und je nach Berufswunsch ein bis zwei Unternehmen gesucht. Der Tag im Unternehmen sei ein zusätzlicher Praxisbaustein, neben einer intensiven Berufsvorbereitung in den Schulen. „Das Kennenlernen eines innovativen Unternehmens in unserer Region, die Gespräche mit den Verantwortlichen für die Berufsausbildung und Auszubildenden vor Ort, gegebenenfalls erste Praxiserfahrungen, das Erkunden eines Traumberufes oder die Suche nach einer Alternative bei der Berufswahl sind die Kernziele für diesen Tag“, betont der Schulleiter.

Insgesamt 643 Schülerinnen und Schüler aus 27 verschiedenen 9. Klassen der Regelschulen „Wilhelm Hey“ Ichtershausen, „Robert Bosch“, und „Am Schloss Neideck“ Arnstadt, „Heinrich Hertz“ und „Geschwister Scholl“ Ilmenau, „Geratal“ Geraberg, der Gemeinschaftsschulen Emil-Petri-Schule Arnstadt, Stadtilm und Gräfenroda und der Gymnasien „Melissantes“ Arnstadt und „Von-Bülow“ Neudietendorf nutzen den Praxistag, um hautnah und praxisorientiert Einblicke in Ausbildungsberufe zu bekommen. Der Projekttag, den die Initiative Erfurter Kreuz und Schule-Wirtschaft Ilm-Kreis organisieren, ist Bestandteil des Berufsorientierungskonzeptes der Schulen. Die Schüler bearbeiten zur Nachbereitung einen Arbeitsauftrag zum erlebten Berufsbild.

Jugendliche dürfen mitarbeiten und werden selbst kreativ
Von 8 bis 12 Uhr haben sich sechs Schüler der Regelschule „Am Schloss Neideck“ im Berufsbild Maler und Lackierer bei der „Farbenfroh. Die Maler GmbH“ in Arnstadt informieren und ausprobieren können. Geschäftsführerin Franziska Lux hat selbst noch in dieser Schule, als es noch ein Gymnasium war, ihr Abitur gemacht. Sie hat Betriebswirtschaft studiert, wollte Steuerberaterin werden und hat dann doch einen anderen Weg eingeschlagen, erzählt sie den Schülern. Einen soliden Beruf zu erlernen, könne sie jedem empfehlen. Die GmbH wurde 2016 gegründet und hat 26 Mitarbeiter. Malerarbeiten, Trockenbau, Fassaden, Putz und Fußbodenarbeiten übernimmt die Firma, ob am Erfurter Kreuz bei „Marquardt“, im historischen Gebäude an der Bachkirche, in Kantinen, Einfamilienhäusern oder Wohnheimen. Die Ausbildung dauert drei Jahre, die Berufsschule ist in Erfurt. Derzeit hat die Firma drei Azubis. Die Schüler bekamen Arbeitskleidung und konnten sich beim Abkleben und Streichen von Wänden im Treppenhaus ausprobieren. Auch durften sie für ein Logo und Schild kreativ werden.

Für die Neuntklässler in Arnstadt beginnt ein entscheidender Schritt in ihre berufliche Zukunft. Während einige Schüler klare Vorstellungen von ihrem Traumberuf haben, sind andere noch unsicher und suchen nach Orientierung. Der Projekttag bietet genau diese Möglichkeit, bei dem auch das Landratsamt des Ilm-Kreises mitmacht. Die Ausbildungsleiterin Jessica Köhler stellt den jungen Schülern die verschiedenen Berufe vor, denen man im Landratsamt nachgehen kann. Landrätin Petra Enders (parteilos) eröffnet die Veranstaltung mit einer kurzen Begrüßungsrede, in der sie den Schülern ans Herz legt: „Fühlt euch wohl.“ Sie hebt nicht nur die gute Bezahlung im öffentlichen Dienst hervor, sondern betont auch die Vielfalt an Möglichkeiten, die dieser Berufsweg bietet.

Die Ausbildungsleiterin erläutert den Schülern die verschiedenen Stellen des Landratsamtes sowie deren Aufgaben und Außenstellen. In den zwei Stunden des Projekttages haben die Jugendlichen die Gelegenheit, ein klareres Bild von ihrer beruflichen Zukunft zu gewinnen. Vielleicht führt der Weg für den ein oder anderen sogar ins Landratsamt. Franz-Josef Willems und Thomas Umbreit sind sich schon jetzt einig: Auch im kommenden Jahr im November wird es diesen Aktionstag für die Jugendlichen der neunten Klassen im Ilm-Kreis geben.
(Quelle TA - 05.11.2024, Fotos IEK)