Aktionstag ermöglicht Schülern Einblicke in Betriebe. Einige Berufswünsche werden konkret

Pressespiegel

Es ist kein kleiner Traktor, der John Deere 6910. Er hat 130 PS unter der Haube, Automatikgetriebe und Servolenkung. Er wird eingesetzt für Hofarbeiten, bringt Wassertanks auf die Weide und zieht für gewöhnlich mittlere Walzen hinter sich her. Oder er lässt Schülerherzen höher schlagen. Zum Beispiel das von Enzo Libich: Der Neuntklässler aus der Arnstädter Regelschule „Am Schloss Neideck“ nimmt im Fahrerhäuschen Platz, bekommt von Sophie Hemmecke eine Einweisung und schon kann es losgehen.

Win-Win-Situation für Firmen und Jugendliche
Der 14-Jährige gibt gefühlvoll Gas und der Traktor setzt sich in Bewegung. In gut zwei Meter Höhe hat Enzo Libich einen Überblick über den Osthäuser Betriebshof der Agrargenossenschaft Bösleben. Libich dreht eine Runde und steigt aus. Der nächste Schüler übernimmt.

„Ein Tag im Unternehmen“ ist ein Angebot der Initiative Erfurter Kreuz, des Kompetenzzentrums Berufsorientierung und des Arbeitskreises Schule-Wirtschaft. Es will eine Win-Win-Situation schaffen: Regionale Unternehmen können sich angehenden Auszubildenden präsentieren und die Jugendlichen erhalten einen ersten Eindruck vom Arbeitsalltag. Am Dienstag lockte der Aktionstag Hunderte Neuntklässler aus verschiedenen Regelschulen, Gemeinschaftsschulen, Förderzentren und Gymnasien des Ilm-Kreises in mehr als 50 Betriebe und Behörden der Region: vom Industriegebiet Erfurter Kreuz bis über Ilmenau hinaus.

16 Jungen und Mädchen aus Arnstadt, Stadtilm, Ichtershausen oder Gräfenroda haben sich in Osthausen auf dem Betriebshof der Pflanzenproduktion der Agrargenossenschaft Bösleben eingefunden und werden von Mitarbeiterin Sophie Hemmecke herumgeführt. Was für Aufgaben hat die Pflanzenproduktion? Welche Maschinen braucht sie dafür? Warum ist Pflanzenschutz nötig?

Die Schüler stehen neben Fahrzeugen, die Pflanzenschutzmittel ausbringen, 10.000 Liter fassen, eine Arbeitsbreite von 36 Metern haben und auf sechs Rädern übers Feld rollen, die jeweils einen Durchmesser von etwa 1,80 Metern ausweisen. Beeindruckend. „Landwirt ist ein schöner und abwechslungsreicher Beruf“, gibt Ausbilder Tobias Meyer den Schülern mit auf dem Weg: „Wenn nur ein Bruchteil von euch sagt, ich möchte Landwirt werden, würde mich das freuen.“

Breit aufgestellte Agrargenossenschaft
Nicht nur wegen der „sehr coolen“ Fahrt mit dem Traktor möchte Enzo Libich später in der Landwirtschaft arbeiten: entweder als Landwirt oder Landmaschinen-Mechaniker. Der Arnstädter hatte schon ein Praktikum in der Agrargenossenschaft absolviert. Sogar in Arbeitshosen sind einige Mädchen auf Betriebshof in Osthausen erschienen: Maja Gerlach aus Ichtershausen möchte Landwirtin werden und staunt nicht schlecht, wie breit aufgestellt die Agrargenossenschaft ist: Pflanzenproduktion, Schweine-, Rinder- und Schafzucht, eigene Fleischerei, Events- und Catering in der Bauernscheune, Mischfutterwerk, Werkstatt, Tankstelle- und Agrarshop und dann auch noch Energie-Erzeuger.

Bei Sophie Gohlke vom Melissantes Gymnasium Arnstadt ist Landwirtin der zweite Berufswunsch – auf Platz eins steht Tierärztin. Trotzdem haben ihr die Einblicke in den Agrarbetrieb gefallen. Hagen Schneider vom Kompetenzzentrum Berufsorientierung ist vor allem erfreut, dass alle 16 angemeldeten Schüler nach Osthausen gekommen sind und sich so interessiert gezeigt haben.

Geglückte Premiere für Malerfirma
Zum ersten Mal beim „Tag im Unternehmen“ mitgemacht hat die mittelständische Firma „farbenfroh. die maler GmbH“ aus Arnstadt. Fünf Plätze waren vorgesehen, fünf Plätzen waren flugs vergeben und fünf Jugendliche sind gekommen. Und wie es im Handwerk üblich ist, wird nicht lange geredet, sondern angepackt. Mit Schutzoveralls ausgestattet renovieren die Schüler einen Büroflur. „Es war ein spannender Vormittag“, zeigt sich Geschäftsführerin Franziska Lux zufrieden. Der Betrieb hat 23 Mitarbeiter und zwei Auszubildende.

Auch im Landratsamt in Arnstadt schauen sich Schüler um. Die Kreisverwaltung bietet viele Arbeitsplätze: laut Landrätin Petra Enders knapp 600 und bei weitem nicht nur Verwaltungsfachangestellte.
(Quelle TA, 09.11.2022, Maik Ehrlich)